Sind wir schön genug?
Bericht Meeting 17.April: Sind wir schön (genug)? Mit der Chirurgin Dr. Dorrit Winterholer.
«Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste … ?»
Falsch, wir sind nicht zu einer Schönheitskonkurrenz angetreten, sondern seriös (!), wie es sich für einen Inner Wheel Club gebührt, zum Vortrag einer Chirurgin, genauer, einer ausgewiesenen, hochkompetenten Fachfrau auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie. Frau Dorrit Winterholer ist leitende Ärztin Plastische Chirurgie am LUKS. Ihre Aufgabenbereiche umfassen die rekonstruktive-, die Hand-, die Verbrennungs- und die ästhetische Chirurgie, die zum Einsatz kommt in Gesicht, Brust, Körper, Hand und Haut. Die Ärztin ist auch im Einsatz für Interplast, einem Operationsteam aus erfahrenen plastischen Chirurgen, die völlig unentgeltlich in Entwicklungsländern operieren.
«Schönheit liegt im Auge des Betrachters»
Thukydides (um 435 – 396 v.Chr.)
Mit diesem Zitat und der Abbildung einer Körperstudie über die menschliche Anatomie von Leonardo da Vinci (1452-1519) führt uns Frau Winterholer ein in
die uralte und immer wieder aktuelle Frage, die die Menschheit bis heute beschäftigt: Was ist Schönheit? Kulturelle Prägung und subjektiver Eindruck beeinflussen die Definition. Es geht um Symmetrie, Harmonie, Formvollendung,
Perfektion u.a. Weitere Parameter sind Gesundheit, Immunsystem, Fortpflanzungsfähigkeit, Hormone, Ernährung, die die Schönheit beeinflussen. Universell findet eine Anpassung an das jeweilige Umfeld statt, befeuert durch Medien und Filmindustrie. Gängige Begriffe in diesem Kontext sind Schönheits- und Fitnesskultur, Longevity, und Jugendlichkeit, was z.T. auch als Wohlstandsphänomen bezeichnet werden kann. Pharmaprodukte und Hightech- Anwendungen sollen das Alter hinauszögern oder besser ganz abschaffen. Schönheitsideale unterliegen einer internationalen Vernetzung, allerdings ist tendenziell eine Angleichung an westliche Standards festzustellen.
Die aktuelle Debatte um die Geschlechter-Identifikation spielt auch im Berufsfeld der Plastischen Chirurgin eine Rolle. Hier wie überhaupt im ganzen Thema um Schönheit kommt der Fachfrau eine grosse Verantwortung zu in der
Beratung der Patienten/Innen. Innere Leiden lassen sich allein mit einer OP nicht immer beheben und machen vorgängig andere Therapien nötig. Dem Recht auf Schönheit und körperliche Integrität wird grosse Beachtung geschenkt. Es geht immer darum, Einzelschicksale zu verbessern. Letztlich gilt es, eine Balance zu finden zwischen Narzissmus und Dankbarkeit für das, was jeder Mensch mitbekommen hat.
Für die Gesellschaft gilt es Respekt und Toleranz zu üben gegenüber Menschen, die unserem Schönheitsempfinden nicht entsprechen. Es können und wollen sich nicht alle den gängigen Standards angleichen. Sie sollen nicht durch
negative Bewertung als inferior an den Rand gedrückt werden. Das Schönheitsempfinden ist primär auf visuelle Aspekte angelegt, aber auch durch andere Sinnesorgane lässt sich Schönheit erleben, z.B. im auditiven und olfaktorischen (Geruch) Bereich.
Frau Winterholer macht explizit auf die innere Schönheit aufmerksam, die Menschen ausstrahlen. Ihr Ziel ist es, Schönheit mit Natürlichkeit zu kombinieren und so den Patienten/Innen zu einem attraktiven Aussehen zu verhelfen.
Text: Verena Carlen